Warum eine Zahnprothese?

Wussten Sie, dass mittlerweile jeder fünfte Erwachsene in Deutschland eine Zahnprothese trägt? Durch die enorme Nachfrage an Zahnersatz ist der Markt entsprechend weit entwickelt und es gibt eine Vielzahl an Alternativen, um Zahnlücken oder sogar ganze Zahnreihen zu füllen. Speziell Prothesen für den Zahnersatz kommen dann zum Einsatz, wenn eine Zahnbrücke nicht mehr ausreicht, um die Zahnlücke zu füllen. 

Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Arten und Modelle von Zahnprothesen und was Sie bei der Reinigung der Prothesen unbedingt beachten sollten. 

3 Arten der Zahnprothese

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen drei Arten von Prothesen für den Zahnersatz, nämlich der herausnehmbaren, festsitzenden Zahnprothese und kombinierte Systeme. 

1. Herausnehmbare Zahnprothese

Die herausnehmbaren Prothesen lassen sich nochmals in Teilprothesen und Total- bzw. Vollprothesen unterscheiden. Teilprothesen kommen zum Einsatz, wenn im Gebiss zwar so viele Zähne fehlen, dass sie im Gebiss nicht mehr mithilfe einer Zahnbrücke ersetzt werden können, jedoch noch eigene Zähne vorhanden sind. Im Gegensatz dazu ersetzt eine Vollprothese die gesamte Zahnreihe.

Übergangsprothese bzw. Interimsprothese

Zu den Teilprothesen zählt die Übergangsprothese bzw. Interimsprothese, welche in der Regel aus Kunststoff besteht. Sie dient als Provisorium, bis der eigentliche Zahnersatz eingesetzt werden kann. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn mehrere Zähne gezogen wurden und die Wunde vor der Weiterbehandlung erst verheilen muss. Die Interimsprothese stellt die Kaufunktion wieder her, wirkt Knochenschwund entgegen und verhindert, dass die eigenen verbliebenen Zähne kippen oder sich verschieben. Da sie nicht dafür vorgesehen ist, auf Dauer als Zahnersatz zu dienen, wird sie nicht so passgenau und langlebig gefertigt, wie ein langfristiger Zahnersatz. 

Modellgussprothese

Die bekannteste Art der Modellgussprothese ist die Klammer-Modellgussprothese, welche ebenfalls zu den Teilprothesen gehört. Sie  besteht in der Regel aus einer Chrom-Cobalt-Molydän-Legierung, welche zur Prothese gegossen wird (deshalb Modellguss). Sie dient dazu, kleinere Zahnlücken zu schließen und wird deshalb nur verwendet, wenn es an der eigenen Restbezahnung mindestens zwei oder drei stabile Ankerpunkte auf beiden Seiten der Zahnlücke gibt. Daran werden dann die Klammern der Prothese befestigt. Dadurch, dass der Herstellungsaufwand im Vergleich zu einer anderen Zahnprothese relativ gering ist, ist diese Variante ziemlich kostengünstig und wird oftmals von der Krankenkasse bezahlt. Einen Überblick über die Kosten finden Sie hier. Ein Nachteil ist allerdings, dass die oftmals sichtbaren metallfarbenen Klammern ein ästhetisch eher unbefriedigendes Ergebnis darstellen.  

Oberkieferprothese

Die Oberkieferprothese gehört zu den Vollprothesen und kommt folglich dann zum Einsatz, wenn die gesamte Zahnreihe im Oberkiefer fehlt. Sie besteht in der Regel aus zahnfarbenen Kunststoff, kann aber auch aus Keramik angefertigt werden. Dadurch, dass die Prothese maßgenau an den Oberkiefer angepasst wird, haftet sie allein durch Unterdruck zwischen der Prothese und der Oberkieferschleimhaut am Kiefer und kann zusätzlich durch eine Gaumenplatte am Gaumen befestigt werden. Ein Ergebnis ohne Gaumenplatte wäre allerdings wünschenswert, da diese zu Beeinträchtigungen in der Geschmackswahrnehmung oder zu Einschränkungen beim Sprechen führen kann. Ohne Gaumenplatte dient die Prothese zur Wiederherstellung der Kaufunktion, ermöglicht ein problemloses Sprechen und erfüllt auch ästhetisch ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die Oberkieferprothese ist im Vergleich zu alternativen Prothesen durch ihre einfache Herstellung relativ kostengünstig und kann jederzeit repariert oder angepasst werden. 

Unterkieferprothese

Die Unterkieferprothese gehört ebenfalls zu den Vollprothesen und ersetzt die komplette untere Zahnreihe, wenn dort keine eigenen Zähne mehr vorhanden sind. Sie besteht in der Regel aus Kunststoff und haftet im Mund durch einen Saugeffekt zwischen der Mundschleimhaut und der Prothesenbasis. Außerdem muss die Prothese beim Sprechen und Kauen zusätzlich von der Wangenmuskulatur stabilisiert werden, da es ansonsten vorkommen kann, dass die Zunge die Prothese anhebt. Da die Fläche der Prothesenbasis und Mundschleimhaut im Unterkiefer wesentlich kleiner ist als beim Oberkiefer,  gewährleistet die Unterkieferprothese im Vergleich oftmals nur eine geringe Stabilität.

Genau wie diese, dient die Prothese hauptsächlich zur Wiederherstellung der Kaufunktion, ermöglicht ein problemloses Sprechen und deckt auch ästhetische Komponenten ab.

2. Festsitzende Zahnprothese

Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei festsitzendem Zahnersatz um Prothesen, die fest mit den verbliebenen eigenen Zähnen verankert sind. Die Prothesen werden aus Metall, Keramik oder sogar Titan hergestellt. Sie werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Zahnwurzel bereits abgestorben ist und infolgedessen mit Hilfe eines Implantats ein gesamter neuer Zahn verankert werden muss. Dabei wird ein Implantat in den Kiefer eingesetzt, auf dem dann eine Zahnkrone aufgesetzt wird. Informationen zum genauen Aufbau eines Implantats finden Sie in unserem Artikel über Zahnimplantate. Eine festsitzende Zahnprothese kann sowohl einzelne Zähne, im Extremfall aber auch das gesamte Gebiss ersetzen. Ein großer Vorteil von einer festsitzenden Zahnprothese ist, dass sie zu einem sehr natürlich aussehenden Ergebnis führt und auch funktionell den echten Zähnen sehr nahe kommt, da sie alle Eigenschaften eines funktionierenden Gebissapparates erfüllt. Die Kosten variieren je nach Art der Prothese, einen Überblick dazu finden Sie hier.

3. Kombinierte Systeme

Bei einem kombinierten Zahnersatz handelt es sich um herausnehmbare Prothesen, die mit festsitzenden Verankerungselementen an verbliebenen Zähnen oder Implantaten sicheren Halt finden. Die Kombination macht diese Art des Zahnersatzes besonders funktionell, da der Tragekomfort durch die sichere Haftung an echten Zähnen sehr hoch ist. Dadurch erfolgt auch die Gewöhnung an den Zahnersatz wesentlich schneller, als beispielsweise bei herausnehmbaren Vollprothesen. 

Teleskopprothese

Die Teleskopprothese ist ein kombinierter Zahnersatz, da sie aus einem festsitzenden Innenteleskop und einem Außenteleskop besteht, welches an einer herausnehmbaren Prothese befestigt ist. Ähnlich wie bei einem Teleskop, werden die zwei Bestandteile beim Einsetzen des Außenteleskops übereinander geschoben, wobei die beiden Teile passgenau aufeinander stoßen und so eine gute Haftung gewährleistet wird. Das festsitzende Innenteleskop wird über Klammern an den Restzähnen befestigt oder, im Falle der Totalprothese, über Saugwirkung am zahnlosen Kiefer gehalten. Deshalb wird diese Art von Zahnersatz auch vorwiegend dann verwendet, wenn lediglich Zahnlücken geschlossen werden müssen und noch eigene Zähne im Gebiss vorhanden sind.

Die Teleskopprothese kann aus einer Goldlegierung hergestellt werden, jedoch ist diese mit hohen Kosten verbunden. Eine günstigere Alternative ist eine Prothese aus einer Chrom-Cobalt-Molydän-Legierung. Einen Überblick über die Kosten finden Sie hier.

Diese Art der Prothese bietet eine hochwertige Alternative zum festsitzenden Zahnersatz, da sie wesentlich kostengünstiger ist und eine sehr gute Ästhetik verspricht. Dadurch, dass das Innenteleskop an den eigenen Zähnen befestigt wird, kann es jedoch zu einer Überbelastung der eigenen Zähne kommen. 

Geschiebeprothese

Die Geschiebeprothese gehört ebenfalls zum kombinierten Zahnersatz, da sie aus einer herausnehmbaren Teilprothese, an der die sogenannte Matrize befestigt ist, und einem festsitzenden Gegenstück, der Patrize, besteht. Das festsitzende Gegenstück wird an den eigenen Frontzähnen befestigt, in dem diese neu überkront werden. Setzt man die Prothese mit der Matrize ein, so passt diese genau auf die Patrize und bietet somit viel Stabilität. Die Prothese kommt hauptsächlich im Rand- und Backenbereich des Gebisses zum Einsatz, wenn hinter einer Zahnlücke kein eigener Zahn mehr vorhanden ist. Die Prothese besteht aus hochwertigem Kunststoff, während die Matrize und Patrize aus Metall bestehen.  

Die Geschiebeprothese bietet einen sicher sitzenden Zahnersatz, welcher zur Reinigung auch herausgenommen werden kann und erfüllt ästhetische Ansprüche, da die Befestigung an den Frontzähnen von außen nicht sichtbar ist. Gleichzeitig stellt dies auch einen Nachteil dar, da durch die Überkronung die eigenen Zähne vorher beschliffen werden müssen und bei Verlust eines solchen Frontzahnes, direkt der ganze Apparat erneuert werden muss. Die Gesamtkosten sind vor allem von der Anzahl der noch vorhandenen Zähne und der Stabilität der vorhandenen Zähne abhängig. Einen Überblick über die Kosten finden Sie hier

Druckknopfprothese

Auch bei der Druckknopfprothese handelt es sich um einen kombinierten Zahnersatz, bei dem als Verbindungselement entweder ein Kugelkopf-Anker oder ein Locator verwendet wird. Diese bilden den festsitzenden Teil im Gebiss und werden entweder auf der Wurzel eines toten Restzahns oder auf einem Implantat befestigt. Das herausnehmbare Gegenstück kann zum Beispiel eine Teil- oder Vollprothese sein, die dann auf den Anker gesetzt wird und einrastet. 

Üblich für die Materialien einer solchen Prothese sind Kunststoff, Keramik, Edelmetall und Nicht-Edelmetall. Diese Kombination bietet neben einer starken Stabilität auch eine hohe Hygienefähigkeit und in der Regel ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Dieses variiert allerdings stark, da man verschiedene Arten von Prothesen auf dem Anker oder dem Locator befestigen kann. Ein Nachteil der Druckknopfprothese ist, dass eine vorherige Wurzelbehandlung nötig ist und sie nur dann einsetzbar ist, wenn man über eine gute Knochenstruktur verfügt. 

Stegprothese

Die Stegprothese bildet eine weitere Art eines kombinierten Zahnersatzes. Sie besteht aus einem fest im Kiefer verankerten Teil und einer herausnehmbaren Prothese. Diese werden durch einen sogenannten “Steg” miteinander verbunden.

Den festen Teil bilden meist Implantate, welche von Stegverbindungen verblockt werden und somit äußerst stabil und unbeweglich sind. Darauf wird dann die herkömmliche Prothese gesetzt.

Implantate und der Steg bestehen in der Regel aus Titan, während die Prothese aus Kunststoff besteht. 

Die Stegprothese kommt vorwiegend dann zum Einsatz, wenn im Ober- oder Unterkiefer keine eigenen Zähne mehr vorhanden sind, da bei Vorhandensein eigener Zähne eher die Teleskopprothese bevorzugt wird. Ein großer Vorteil der Stegprothese ist der feste Halt und der damit verbundene hohe Tragekomfort. Dadurch, dass die Stegprothese die eigenen Zähne auch funktionell komplett ersetzt, benötigt der Patient keine Eingewöhnungszeit. Diese Art von Zahnersatz zählt allerdings zu den kostenintensiven Prothesen, da die Anfertigung recht aufwendig ist und das Einsetzen von Implantaten während einer Operation notwendig ist. Einen Überblick über die Kosten einer Stegprothese finden Sie hier

Was sie unbedingt bei der Reinigung beachten sollten

Warum sollte man seine Zahnprothese reinigen?

Gerade wenn es um Mundhygiene geht, sollte man viel Wert auf eine saubere und ordentlich gereinigte Prothese legen, da sich beispielsweise Zahnbelag oder Karies auch auf Zahnprothesen bilden kann. Der Zahnbelag ist auch deshalb zu entfernen, weil Bakterien bei immungeschwächten Personen ein Risiko für allgemeinmedizinische Infektionen darstellen können, besonders für Infektionen der Atemwege. 

Auch kann eine nicht ausreichende Reinigung vor allem bei kombiniertem Zahnersatz dazu führen, dass verschiedene Verbindungskomponenten nicht mehr aufeinander passen und eine ausreichende Stabilität nicht mehr gewährleistet werden kann. In solchen Fällen sollte schnellstmöglich ein Zahnarzt aufgesucht werden. 

Wie sollte eine Zahnprothese gereinigt werden?

Bei der Reinigung ist es längst nicht ausreichend, herausnehmbare Prothesen in einem Glas Wasser mit einer Reinigungstablette zu reinigen. Eine Zahnprothese sollte zusätzlich mit einer herkömmlichen Zahnbürste gereinigt werden, da durch die besondere Form und Anordnung der Borsten auch schwer zugängliche Bereiche gereinigt werden können. 

Auch eine sogenannte Interdentalbürste kann bei der Reinigung eine wichtige Rolle einnehmen, da vor allem Bereiche an den Restzähnen im Mund und den Zwischenräumen zwischen einzelnen Kronen oftmals von einer herkömmlichen Zahnbürste nicht erreicht werden können.

Wie oft sollte man den Zahnersatz reinigen?

Im Optimalfall sollte eine Prothese nach jeder Mahlzeit oberflächlich gereinigt werden und mindestens unter warmen Wasser abgespült werden. Zusätzlich sollte einmal pro Tag eine Intensivpflege mit Hilfe von Reinigungsmitteln und  Zahnbürsten bzw. Interdentalbürsten vorgenommen werden. 

Professionelle Reinigung

Auch wenn eine regelmäßige Reinigung der Prothesen erfolgt, empfehlen Zahnärzte, eine regelmäßige und professionelle Reinigung durch ihre Praxis oder ein zahntechnisches Labor vornehmen zu lassen. Dabei können auch eventuelle Schäden oder nötige Anpassungen festgestellt werden. Diese Leistung wird allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen.

3 Kommentare zu „3 Arten der Zahnprothese und ihre Vor- und Nachteile“

  1. Als ich meinen ersten Zahnarztbesuch für Implantate hatte, war ich sehr nervös. Aber nachdem ich gesehen habe, wie gründlich der Zahnarzt meine Prothese gereinigt hat, fühlte ich mich beruhigt. Jetzt reinige ich meine Prothese nach jeder Mahlzeit und einmal am Tag intensiv, genau wie mein Zahnarzt es mir beigebracht hat.

  2. Danke für den Beitrag. Gut zu wissen, dass es auch ein kombiniertes System gibt, das man herausnehmen kann. Ich muss mir einen Zahn ersetzen lassen und überlege gerade, welche Prothese die beste Form für mich ist.

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